Mittwoch, 26. August 2020

[Rezension] Der Faschist

Autor/in: Nikodem Skrobisz
Verlag: Books on Demand
Genre: Gegenwartsliteratur
Seitenzahl: 536
Erhältlich: Amazon
ISBN: 978-3751914772
Preis: 15,99€ (Taschenbuch)
Erscheinungsdatum: 30. Juni 2020


Klappentext:



Eine Pandemie brachte die globale Wirtschaft und die sozialen Sicherungssysteme der europäischen Staaten zum Kollaps. Durch die Hauptstädte Europas ziehen Heerscharen an desillusionierten Arbeitslosen und entladen ihre Wut und Verzweiflung in zunehmend gewalttätigen Ausschreitungen. Die Uneinigkeit der Regierungen über den Weg aus der Krise lässt eine Koalition nach der nächsten platzen und die scheinbare Unfähigkeit des Establishments lässt über den ganzen Kontinent neue Parteien und Bewegungen entstehen, die einen radikalen Wandel verlangen.

Der junge Spezialist für politisches Marketing Nikolas Schaber ist einer der wenigen, der noch der verschwindenden Mittelschicht angehört und ein sorgenfreies Leben in dem friedlichen münchener Stadtviertel Schwabing führen kann. Als seine Freundin ihn jedoch mit einem aus Afrika stammenden Migranten betrügt, ist er am Boden zerstört und versinkt in einer lähmenden Depression. Aus der Einsamkeit des gebrochenen Herzens erwächst bald Wut und Hass auf seine Ex und ihren ausländischen Liebhaber. Trost, neue Kraft und einen Kanal für seine Gefühle findet er bald in dem Machtfetisch und der Rhetorik der neofaschistischen Bewegung European Union of Fascists. Deren charismatischer Führer Kasimir Nenad verspricht Europa unter einer Flagge zu einem neuen Imperium zu vereinen und aus den Ruinen in ein nie da gewesenes goldenes Zeitalter zu führen - und vor allem, Europa den Europäern zurückzugeben.

Zehn Jahre später blickt Nikolas Schaber in seinen Memoiren auf sein Leben zurück und zieht Bilanz darüber, wie seine Entscheidungen den Lauf der Geschichte veränderten.

Was Ray dazu schreibt:


Egal was euch die Dame aus der Buchhandlung als "zeitlich relevant" verkaufen will, lehnt es ab. Nehmt lieber dieses Buch und lasst euch auf diese sozialkritische, analysierende und hochbrisante Achterbahnfahrt ein.

Mit seinen jungen Jahren ist Nikodem ein fantastischer Autor, was ich schon anhand seines Buches "Crackrauchende Hühner" feststellen durfte. Doch um das vorliegende Thema anzugehen, braucht es mehr als das. Es bedarf einer tiefgreifenden und unvoreingenommenen Recherche und das Vorhandensein jener Recherchearbeit, liebe Leser, spürt man während des Lesens eindeutig. Der Faschismus allgemein wird in dem vorliegenden Werk durchgehend analysiert, es werden historisch wichtige Figuren, Ereignisse und philosophische Aspekte des Faschismus genannt und jene Daten werden auf eine clevere und keinesfalls trockene, langweilige Art in die Handlung integriert. Während man den Aufstieg des Protagonisten in der neofaschistischen Bewegung verfolgt, nimmt man gleichzeitig neues Wissen auf, aus dem man seine eigenen Schlüsse ziehen und mit seinem vorherigen Wissensstand abgleichen kann. 

Auch die facettenreichen Nebenfiguren, die teilweise recht schicksalhaft die Wege des Protagonisten kreuzen, tragen zur Wirkung der Geschichte bei und machen dem Leser die Auswirkungen der neuen politischen Glaubensrichtung auf das Leben des Protagonisten deutlich. Die Handlung selbst ist an sich schlüssig, an den richtigen Stellen mit der richtigen Geschwindigkeit versehen und trotz der niveauvollen Herangehensweise an die Thematik leicht zu lesen und zu verstehen, wobei der Sprachgebrauch selbst an das, meines Erachtens, heutige Sprachgefühl angelehnt ist und dementsprechend frisch und modern wirkt.

Es bedarf an dieser Stelle kein Fazit um zu bezeugen, wie sehr mich das Buch begeistert hat. Hiermit hält man sicherlich eine faszinierende und lehrreiche Lektüre in den Händen, die alleine schon aufgrund des leicht vermittelten Wissens in jedes Bücherregal gehört.

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