Ich möchte meinen Blogartikel für diese Woche ein wenig vorziehen, weil es bei mir die nächsten Tage vermutlich ein bisschen stressiger wird. Das Thema ist recht sensibel, aber mir brennen schon seit vielen Wochen die Finger, darüber zu schreiben.
Und zwar geht es ums Jammern – bei Autoren. Wenn man in Autorengruppen oder –foren unterwegs ist, dauert es meistens keine fünf Minuten, bis man auf den ersten nicht entdeckten, missverstandenen, frustrierten und selbsternannten Bestseller-Schriftsteller stößt, der sich in seiner virtuellen Festung der Einsamkeit verkrochen hat und mit Schimpf und Schande über Gott und die Welt herzieht.
Im Prinzip folgen alle seine Kommentare und Beiträge zwei Mustern:
1. „Fang gar nicht erst mit dem Schreiben an, das will keiner lesen, keiner kauft das, alles ist scheiße, schreib nur für dich selbst und du kannst vom Schreiben nie und nimmer leben.“
2. „Ich habe in den letzten acht Wochen nur drei Sätze geschrieben, aber die sind dafür phänomenal und bahnbrechend. Ansonsten habe ich keine Muse. Oder eine Schreibblockade. Oder eine künstlerische Krise. Oder ich musste die drei Sätze über den Haufen werfen und von vorne anfangen. Zum zehnten Mal.“
Generell hält sich hartnäckig die Ansicht, man könne vom Schreiben nicht leben.
Ich sage es mal so: Man kann in aller Regel sicher eher schlecht als recht davon leben, aber es geht. Reich werden damit nur die allerwenigsten. Aber das Problem ist hierbei nicht, dass sich Gott und die Welt gegen einen verkappten Literaturnobelpreisträger verschworen haben, sondern dass dieser in aller Regel nicht in die Pötte kommt, wie man so schön sagt. Wer als Maurer arbeitet, wird verhungern, wenn er in acht Wochen nur drei Steine setzt. Oder wenn man als Jurist nur alle heilige Zeit einen Fall annimmt. Oder als Musikant einmal im Jahr auf dem Fest vom Schützenverein auftritt. Wer Geld verdienen will, muss arbeiten – in der Regel jeden Tag und nicht nur alle paar Wochen.
Dazu gehören auch in einem künstlerischen bzw. freischaffenden Beruf Disziplin, Durchhaltevermögen und Anstrengung. Natürlich gibt es Autoren, die alle drei Jahre ein Buch rausbringen und trotzdem stinkreich sind, weil es jeder kauft. Was die in der Zeit treiben oder woran sie so lange schreiben, ist mir zwar ein Rätsel, aber es gibt sie. Für alle anderen heißt das aber nicht, dass sie das Gleiche erwarten können oder sollen. Nein.
Für alle anderen heißt das: Weniger Zeit mit Frust, Schuldzuweisungen und Schaffenskrisen verschwenden. In Selbstmitleid kann man sich zwar wunderbar suhlen, aber auf den Teller bringt es einem nichts.
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