Mittwoch, 6. März 2019

[Gastartikel] Ein paar Worte eines Selfpublishers

Ich mache das Spiel mit dem geschriebenen Wort schon einige Zeit mit. Mit hohen Erwartungen gestartet, wie Ikarus zu hoch geflogen und schließlich abgestürzt. Mittlerweile stehe ich mit beiden Beinen auf dem Boden und habe ein realistisches Bild von meinen „Kollegen“ und den Übermenschen bei Agenturen und Verlagen gewonnen. Darüber möchte ich heute schreiben. Anonym, um mich nicht dem toxischen Shitstorm meiner neidenden und geifernden Kollegen auszusetzen. 

Zunächst: Ich bin Autor. Selbstständig und Selfpublisher. Damit fängt die Geschichte auch schon an. Nach mehr als genug negativen, beleidigenden und geradezu herabwürdigenden Erfahrungen mit jenen Menschen, die – in ihrem Selbstbild – gute von schlechter Literatur scheiden, habe ich mich dazu entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen. Und hier fängt das Drama auch schon an. 

Ich sage es frei heraus: 80-90% derer, die als SP’ler tätig sind, haben keine Geschichte zu erzählen und schreiben trotzdem Bücher, damit sie sich Autor nennen können. Ihnen geht es nicht um Geschichten oder Charaktere, nicht um Höhepunkte, unerwartete Wendungen oder pointierte Formulierungen. Ihnen geht es darum, Autor zu sein, sich Autor nennen zu können und öffentlich die scheinbare Anerkennung einzuheimsen, wenn sie es anderen auf die Nase binden. 

Es fehlt ihnen an Stil, Ideen, Qualität, Innovation und eigentlich auch allem anderen. Und trotzdem sind sie da und ziehen alle anderen mit runter. Und sie werden immer mehr. Jeder meint, seine eigene Version von Harry Potter schreiben zu müssen oder seine sexuellen Fantasien zu Papier bringen zu können. Oder die Leute, die vollkommen belanglose Lebensgeschichten als Autobiografien anbieten und dabei die Hälfte erfinden, damit es nicht ganz so langweilig ist. 

Ja, die meisten SP’ler werden ihrem Ruf vollkommen gerecht. Orthographie und Stil eines Schulaufsatzes der vierten Klasse, infantile Ideen und ein Marketing, das es meist an Schamlosigkeit, Dreistigkeit und oft genug auch an Geschmacklosigkeit erst einmal zu überbieten gilt. 

Das sind übrigens die „Autoren“, die wochenlang "plotten", und die ihre "Muse" jagen, weil sie mal wieder eine "Schreibblockade" haben. Keinen anspruchsvollen Satz auf Deutsch hinkriegen und sich in eine Linie mit Schiller, Mann und Nietzsche stellen. Keine eigene Idee haben und von jedem Bestseller abkupfern, jedem Trend hinterherjagen. Keine Aussage und keine Innovation und sich stattdessen hinter leeren Worten und hohlen Floskeln verstecken. Das können sie

Diese selbsternannten Autoren, die außer dem Lob von Mutti kein Lob verdient haben, sorgen mit erschreckender Regelmäßigkeit für fürchterlichste literarische Abscheulichkeiten. Ich spreche hier von dreistesten Nacherzählungen bekannter Filme, Bücher und Serien, von miserabel hingeklatschten Schmonzetten und im drei-Tage-Takt herausgebrachten, lieblos mit Bildern aus dem Internet zusammengesetzten Kinderbüchern. 

Diese Masse verstopft den Markt wie eine zähe Melasse aus Unrat, die auf ein Klärwerk zu schwimmt. Sie ist omnipräsent, brüllt wie ein Marktschreier herum, wie weltbewegend und gut ihre Bücher doch sind. Diese Autoren sind laut und haben keinerlei Skrupel, sich selbst und ihre Bücher auf jede nur erdenkliche und fremdschaminduzierende Art zu bewerben. 

Das ist das, was meine Kollegen sich selbst und den Lesern antun (und damit auch der Literatur im Allgemeinen). Was untereinander läuft, ist noch viel ekelerregender. Denunziationen, Neiderei, Beleidigungen, Copyright-Claims, Rechtsanwaltsschreiben, um Veröffentlichungen zu verhindern, Beleidigungen und Rufmord. Und eigentlich auch so gut wie alles, was ihr euch sonst noch vorstellen könnt. Es hat nicht lange gedauert, da habe ich von einer bekannten Bloggerin erfahren, dass einer meiner „Kollegen“ versucht, gegen mich Stimmung zu machen, indem er mich des Betrugs bezichtigt und behauptet, ich würde Blogger ausnutzen und beleidigen. 

Oder schaut euch mal „Bewertungen“ bei Amazon an. Oder die Mitgliederlisten von Gruppen, die auf „Rezi-Tausch“ aus sind. Solche Autoren haben auch keinerlei Scham, ihre eigenen Bücher durch gekaufte, getauschte oder erbettelte Gefälligkeitsbewertungen besser zu machen als es ist. Bewertungsskalen werden damit ad absurdum geführt und selbst ein Riese wie Amazon ist dagegen meist machtlos. 

Natürlich unterscheiden sich Geschmäcker und natürlich steht es auch jedem frei, zu schreiben und zu versuchen, seine Geschichten auch zu vermarkten. Doch man sollte in meinen Augen bereit sein, zu reflektieren, ob man wirklich eine Geschichte erzählen will oder einfach nur glaubt, schnelles Geld und schnelle Anerkennung erlangen zu können. 
Denn der Leser wird immer merken, ob man die Geschichte liebt oder nur sich selbst.

© Libramorum, 2019

1 Kommentar: