Samstag, 28. April 2018

[Rezension] anonym


Genre: Thriller
Seiten: 379
Extras: Leseprobe zu "invisible"
Erhältlich: Amazon

Klappentext:
Du verabscheust deine Nachbarn? Du hast eine Rechnung offen mit deiner Exfrau? Du wünschst deinem Chef den Tod? Setze den Menschen, der dir das Leben zur Hölle macht, auf unsere Liste. Und warte ab, ob die anderen User für ihn voten. Doch überlege es dir gut, denn manche Wünsche werden wahr... 

Ihr erster gemeinsamer Fall führt Komissar Daniel Buchholz und seine Kollegin Nina Salomon auf die Spur des geheimnisvollen Internetforums «Morituri», das im Darknet liegt, dem schwer zugänglichen Teil des Internets. Dort können die Mitglieder Kandidaten aufstellen und für sie abstimmen. Dem Gewinner winkt der Tod. Aber das Internet ist unendlich, die Nutzer schwer zu fassen. Nur der Tod ist ausgesprochen real und näher, als Buchholz und Salomon glauben.
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Schon die ersten Seiten dieses Thrillers sind mit toten Menschen und deren grausamen Schicksalen gespickt und ohne große Umwege, abgesehen von dem recht kurzen Prolog, beginnt die Geschichte direkt aus der Sicht von Komissar Daniel Buchholz, einem Mann mittleren Alters, der stets nach Vorschrift handelt und hohen Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt, der kurz nach Eintreffen am Arbeitsplatz zum ersten Mordfall geschickt wird, um diesen zu untersuchen - und dies mit seiner neuen Partnerin Nina Salomon, die erst vor kurzer Zeit von Bremen nach Hamburg versetzt worden ist.

Es stellt sich heraus, durch anonyme Hinweise der Bevölkerung, dass der Mord nicht nur im Internet gezeigt, sondern auch angekündigt worden ist - nämlich im Internetforum » Morituri «, aufzufinden im Darknet. Während der Mord und die damit verbundenen Hintergründe an sich schon schlimm genug sind, kann das nächste Mordopfer sogar nach wenigen Tagen bereits gewählt werden. 

Zur Wahl stehen vier Mitbürger, die Trajan, der Leiter des Forums, aus einem riesigen Pool von potentiellen Opfern gewählt hat. Woher die Opfer kommen? Die Besucher des Forums können ihre Mitmenschen nominieren, inklusive Name, Wohnort und Grund für die Nominierung. 

Der Leser wird, mit kleinen Einschüben aus der Sicht des Täters, abwechselnd aus der Sicht von Komissar Buchholz und seiner Kollegin Salomon durch die Geschichte geführt, jeder mit seinen eigenen seelischen Narben und Geheimnissen, die häufig zu Reibereien zwischen den beiden führen. Pluspunkte gibt es hierfür, da die unterschiedlichen Perspektiven auch unterschiedliche Erzählstile mit sich bringen. Daniel Buchholz ist analysierend und kontrolliert, er weiß, wie er mit seinen Emotionen umzugehen hat, wie man sie im Zaum hält. Nina Salomon bildet hierzu in gewisser Hinsicht das genaue Gegenteil, sie ist emotional, frech und nimmt kein Blatt vor den Mund, bei ihr verschwimmt die Grenze zwischen Professionalität und persönlicher Angelegenheit öfters.


» Ich warte auf den Moment, in dem er aufgibt, in dem ein letztes Beben durch seinen Körper geht. In dem er Wasser atmet. Als es so weit ist, schiebe ich meinen Stuhl zurück und stehe auf. Gehe an Daniel vorbei nach draußen, zum Aufzug. Der Eingangsbereich unten ist menschenleer, wenn man von den Kollegen an der Schleuse absieht. Ich gehe wortlos an ihnen vorbei nach draußen, in die Nacht, ins Freie. Jeder Atemzug schmeckt nach Schuld. «

Je weiter die Ereignisse voranschreiten, desto schwieriger wird es dieses Buch aus der Hand zu legen. Man fiebert, leidet und hofft mit den beiden Protagonisten. Gesellschaftliche Abgründe werden aufgezeigt, allem voran die Sensationsgeilheit und Bösartigkeit vieler Forenbesucher. Den Ermittlern werden von allen Seiten Schuldzuweisungen an den Kopf geworfen, wobei man sich durchaus vorstellen kann, dass unsere Freunde und Helfer im echten Leben genau solche Momente durchleben müssen. Die Autoren greifen auf einige wirkungsvolle Extreme zurück, ohne geschmacklos zu werden. Die technischen Aspekte und Hindernisse, auf die die Cyber Crime Abteilung der Hamburger Polizei stößt, werden kurz und verständlich erklärt. Generell kann man den Verlauf der Story gut nachvollziehen, es gibt wenige unauffällige "Logiklücken", die einen nicht daran hindern, diesen Thriller in vollen Zügen genießen zu können.


Fazit:


Was ich auch getan habe. "anonym" ist eine gelungene Einführung in die Welt der Hamburger Polizei und - was wohl auch an der im Buch enthaltenen Leseprobe liegen dürfte - macht Lust auf mehr. Man mische gelungene Charaktere, ein zeitgerechtes Thema (Stichwort: Verhalten im Internet) sowie einen mysteriösen und scheinbar übermächtigen Gegenspieler und erhält einen nervenaufreibenden Thriller, der in allen Bereichen überzeugen kann. Glasklare Leseempfehlung für alle Fans von Thrillern, früheren Werken beider Autoren und allen anderen Bücherwürmchen da draußen.

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