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Samstag, 12. Januar 2019

[AUTOREN-INTERVIEW] André Nagerski


So, bringen wir ein wenig Abwechslung ins neue Jahr, das mittlerweile 12 Tage alt ist. Ich habe mich wieder an das kreative Klemmbrett geworfen und mir erlaubt, André Nagerski ein paar Fragen zu stellen! Wer das ist? Na, der supertolle Autor der Bop-Saga! Den Rest dürfte ihr selbst herausfinden! Viel Spaß beim Lesen! 


Ray: 
Bevor wir uns den ernsten Fragen des Lebens stellen, erzähl uns doch erstmal ein wenig was über dich und dein Leben, damit unsere Leser dich kennenlernen können.

André:
Sehr gerne! Ich lebe mit Frau, vier Kindern und Hund im schönen Düsseldorf am Rhein. Der Alltag mit Großfamilie – stets pendelnd von heiter bis wahnsinnig – hält zwar einerseits jung und inspiriert Geist und Kreativität, lässt aber andererseits leider nur wenig Zeit zum Schriftstellerdasein. Vom rationalen Standpunkt her war es vermutlich der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um als Autor zu debütieren, andererseits wollte ich auch nicht 18 Jahre warten, bis das letzte Kind aus dem Haus ist. Also – wenn schon Irrsinn, dann die ganze Dosis. Hauptberuflich arbeite ich als seit vielen Jahren als Texter, seit 2015 selbstständig – was mir dank der freien Zeiteinteilung zumindest kleine Freiräume für mein kreatives Schaffen bietet.

Ray:
Schreiben war dein Kindheitstraum und mit „Roboter weinen heimlich“ und „Selfies vom Mond“ hast du dir diesen – offiziell – erfüllt. Gibt es schon Pläne, nach Abschluss der Reihe, andere Welten zu erschaffen? Ohne Roboter, Aliens und fürsorgliche APOKALYPTOREN?

André:
Au mann ... so viele Ideen, so wenig Zeit! Seit einiger Zeit gärt die Idee für eine „ernsthafte“ Science Fiction Story, bei der ich vorhabe, die Atmosphäre und den Mystery Touch von Metro 2033 einzufangen – ein Buch, dass ich total geliebt habe und ständig den Phantomschmerz spüre, dass alles danach nie so wirklich daran anknüpfen konnte. Ferner liebäugele ich auch mit einem Ausflug in das Fantasy-Fach, welches sicherlich ebenfalls viel Spielraum für Satire & Persiflage bietet. Klar – das Rad erfindet man nicht komplett neu, aber wer tut das schon? Eine andere Herausforderung wäre natürlich, eine schräge Geschichte im Hier und Jetzt zu verfassen, vielleicht sogar mit regionalem Bezug. Also das komplette Gegenteil zur Bop-Saga im Jahr 222.221. 

Ray:
Wie kamst du überhaupt auf die Idee, das Bop‘sche-Universum zu erschaffen? Das Roboter und Aliens zum Genre Science Fiction dazugehören, ist – zumindest für mich – fast schon selbstredend. Allerdings habe ich noch nie von Robotern gehört, die sich auf einer selbstmörderischen Pilgerfahrt befinden.

André:
Ehrlich gesagt, befinden sich die Anfänge der Bop-Saga in grauer Vorzeit, sodass ich gar nicht mehr nachvollziehen kann, wie es dazu kam. Ich erinnere mich noch, dass ich als Werkstudent beim Verein der Deutschen Ingenieure intern eine Weltraumsaga verfasst habe, in der meine Kollegen und Vorgesetzten mit ihren Marotten und Eigenheiten eine tragende Rolle spielten und ironisch aufs Korn genommen wurden. Das kam so gut an, dass es mich inspirierte, eine neue Weltraum-Story aufzusetzen. Tatsächlich kommen mir die Ideen vor allem beim Schreiben selbst, die Geschichte schreibt sich im besten Fall quasi von alleine, und man staunt, welche Wendungen die Handlung nimmt. Klingt verrückt, oder? Erst viel später fing ich dann an, den Plot ein wenig vorausschauender zu planen.  

Ray:
Einige der Alienrassen aus deiner Feder klingen (fast) nach personifizierter Gesellschaftskritik. Wie kam es dazu?

André:
Nun – tatsächlich ist die Geschichte voll von Seitenhieben auf die aktuelle Gesellschaft, Kultur & Konsum sowie typische Marotten und Eigenheiten der menschlichen Natur. Allerdings nicht geplant oder mit „Agenda“, sondern stets als Querschläger des anarchischen Schreibspirits, der sich allzu strengen Konzepten oder „Messages“ verweigert. Und die Seitenhiebe geschehen auch nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern stets mit Augenzwinkern. Mir ist vor allem wichtig, dass ein positiver Geist herrscht, man herzlich lachen kann und immer wieder überrascht wird, indem Konventionen des Schreibens oder des Genres unterlaufen oder karikiert werden. 

Ray:
Wie sehr ist deine Familie im Schaffungsprozess involviert? Liest deine Frau Test? Liefert das süße Geplapper vom Nachwuchs sogar die ein oder andere Inspirationsquelle? 

André:
Das Schreiben ist ein einsames Geschäft. Mit Testlesern tue ich mich schwer, wiewohl ich plane, in Zukunft mehr Lektorierung geschehen zu lassen. Meine zuckersüße bessere Hälfte ist aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt der ideale Testleser. Tatsächlich sind vor allem die vielfältigen Kritiken und Rezensionen, egal, ob positiv oder negativ, hilfreich gewesen – allerdings dann für die aktuellen bzw. zukünftigen Werke, nicht rückwirkend. Der Einfluss meiner Kids ist natürlich absolut vorhanden, allerdings eher indirekt – es prägt den Geist, hält einen neugierig, aufgeschlossen und hilft, die Dinge und das Leben nicht immer bierernst zu nehmen. 

Ray:
Magst du uns ein wenig was über deinen Live Auftritt bei Second Life erzählen? Wie kam es dazu? Gab es virtuelles Lampenfieber? 

André:
Der Vorschlag für die Teilnahme an einer virtuellen Lesung kam ursprünglich aus einem Science Fiction Forum. Die Organisatoren sind höchst engagiert und freundlich – es war ein echtes Erlebnis, in dieser virtuellen Welt aufzutreten, mit einem phantastischen lebendigen Bühnenbild, welches extra für die Lesung geschaffen wurde. Beispielhaft möchte ich hier Thorsten Küper und Bernhard Tom-Bubb nennen sowie den virtuellen Bühnenbilderschaffer Barlok Barbosa. Insgesamt eine tolle, wertschätzende Community, die in Second Life eine sehr interessante Nische geschaffen hat. Deshalb hielt sich auch das Lampenfieber halbwegs in Grenzen – dafür haben unvorhergesehene technische Probleme kurz vor dem Start und währenddessen das Adrenalin immer wieder in die Höhe gejagt. 

Ray:
In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass dein Debüt „Detektiv Schnüffel und die Tortenwerfer“, das du im zarten Alter von wenigen Erdenjahren geschrieben hast, verloren gegangen ist. Darf man sich trotzdem noch auf ein mögliches Revival freuen?

André:
Ha, gute Frage, daran habe ich noch gar nicht gedacht! Vielleicht einmal für meine Kids, und um ein bisschen einer nostalgischen Wehmut zu frönen – aber wenn, dann nicht allzu bald.

Ray:
Nenne mir doch mal … 3 bis 5 Eigenschaften, die ein guter Autor deiner Meinung nach mitbringen sollte und wie viele davon du in dir selbst siehst.

André: 
Oh, gute Frage. Hier ist mein Take dazu: 

1) Phantasie und Kreativität. Ohne Ideen wird es schwierig mit dem Autorendasein, wenn man nicht gerade Sachbücher schreibt. 
2) Liebe und Leidenschaft zur „Craft“, wie Till Schweiger sagen würde. Kann man ohne diese wirklich gute Literatur schreiben? Bücher, die lebendig sind?! 
3) Gespür für Sprache. OK, hier spricht der hauptberufliche Texter, aber Wortwahl und Satzbau müssen aus meiner Sicht einfach passen. Diese dürfen durchaus anspruchsvoll sein, aber ein guter Stil ist für mich unerlässlich. Dazu gehört auch, mit wenig Worten starke Emotionen und Bilder beim Leser zu erzeugen. 
4) Durchhaltevermögen & Fleiß. Es mag vielleicht mehr oder weniger Talent geben, aber viel ist einfach Handwerk, Lernbereitschaft, Ausdauer. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Das war vielleicht auch meine erste Lektion in Sachen Demut: dass man auch als selbsternanntes Autorengenie viel lernen muss, um (eventuell) zur Meisterschaft zu kommen. Um weiterzukommen, muss man auch dranbleiben, wenn es keinen Spaß macht und man sich nicht unbedingt „superinspiriert“ fühlt. 
5) Menschenkenntnis (bzw. Roboterkenntnis ;-) ). Nur damit ist man in der Lage, Charaktere zu erschaffen, die mehr sind als Abziehbilder und Klischees. Was treibt Menschen an? Was inspiriert sie, was bremst sie? Welche Dynamiken gibt es im menschlichen Miteinander? Natürlich ist das je nach Literatursorte mehr oder weniger entscheidend, und eine diffizile Charakterzeichnung war bei meinen eigenen Geschichten auch nicht das allerwichtigste. Aber man möchte sich ja doch halbwegs wiederfinden, sich identifizieren, mitfühlen, und das geht aus meiner Sicht nur mit Charakteren, die authentisch und glaubhaft sind. 

Tja – und was davon finde ich bei mir wieder? Hoffentlich genug, um meinen Lesern Freude zu bereiten! Ich denke, diese sollen diesbezüglich auch das Urteil sprechen, ich möchte mich da nicht selber beweihräuchern.  

Ray:
Was sind deine Pläne, Ziele und Hoffnungen für 2019? Darf der geneigte Leser mehr aus deiner urkomischen Feder erwarten?

André:
Tatsächlich hoffe ich, dass ich in 2019 wieder mehr „Druck auf die Kette kriege“, sprich: mehr Zeit zum Schreiben für den finalen Teil III der Bop-Saga. Einige Seiten habe ich ja schon geschafft, aber ich möchte unbedingt die Schlagzahl erhöhen, um in näherer Zukunft damit fertigzuwerden. Es gibt ja tatsächlich einige Fans, die vehement den Teil III fordern, und bevor diese irgendwann mit Mistgabeln und Fackeln vor meiner Haustüre stehen, muss ich unbedingt mal liefern ... Tatsächlich reizt es mich auch, wieder bei Poetry Slams aufzutreten – das macht eine Menge Spaß, man kann sich total austoben und bekommt ein direktes Feedback vom Publikum.

Ray:
So! Vielen Dank für das Beantworten unserer Fragen! Wir wünschen dir und deiner Familie ein erfolgreiches neues Jahr und freuen uns schon auf den dritten und letzten Teil der Bop-Saga!

André:
Herzlichen Dank für die lieben Wünsche, die ich in gleicher Form gerne zurückgebe. Auch über die Gelegenheit dieses Interviews habe ich mich sehr gefreut. Ich schätze sehr euren Eifer für die Literaturwelt – euer Herzblut und Enthusiasmus sind ein weiterer Antrieb, um als Autor zu schaffen! 

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