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Freitag, 20. Juli 2018

Interview Nr. 2 - Nikodem Skrobisz / Leveret Pale


Nikodem Skrobisz hat mit seinen 19 Jahren bereits einige Werke geschrieben und unter seinem Pseudonym Leveret Pale veröffentlicht. Sein Abitur hat er bereits in der Tasche, und ist abgesehen vom Schreiben ein Freund guter Literatur und tiefgründiger Gespräche. Doch wer oder was inspiriert ihn? Was brachte ihn zum Schreiben und woran glaubt er? Das alles und noch viel mehr, versucht Ray - für euch - herauszufinden. 
Bonusrunde: In naher Zukunft werden wir eine Rezension zu seinem Buch Crackrauchende Hühner hochladen. Ich hoffe, ihr seid genauso gespannt wie ich.




Ray:
Erstmal möchten wir uns bedanken, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns zum Interview zur Verfügung zu stehen. Erzähl doch erstmal ein wenig über dich, damit auch unsere Leser dich kennenlernen können.

Nikodem:
Ich danke euch für die Möglichkeit dieses Interviews. Ich schreibe vor allem in den Bereichen Science-Fiction und Gegenwartsliteratur, experimentiere allerdings immer wieder mit neuen Stilen und Genres, weshalb der Bruch mit Konventionen zu einem meiner Markenzeichen gehört. Unter meinem Pseudonym Leveret Pale findet man insgesamt zehn Bücher und einen Beitrag bei einer Verlagsanthologie, allerdings wird es im Laufe dieses Jahres noch einige Neuerscheinungen geben. Des Weiteren bin ich als Vorstandsmitglied des Bundesverbands junger Autorinnen und Autoren e.V. (BVjA) tätig, und betreue dort meistens die Indieautorensparte. Zurzeit bereite ich mich vor allem auf mein Psychologiestudium vor, welches ich im Oktober in Wien beginnen werden, schreibe an einigen Auftragsarbeiten und einem neuen Roman und reise durch Europa, um Erfahrungen zu sammeln und Kollegen zu treffen.

Ray:
Wahrscheinlich bist du es leid, immer wieder mit der selben Frage konfrontiert zu werden, aber anscheinend lässt es sich nicht vermeiden. Was verbirgt sich hinter deinem Pseudonym?

Nikodem:
Leveret Pale bedeutet übersetzt blasses Kaninchen und ist eine Anspielung auf das weiße Kaninchen aus Alice in Wunderland. Genauso wie in der Geschichte, möchte ich meine Leser in fremde Welten führen, die mit psychedelischen Erfahrungen und neuen Ideen und Perspektiven das Bewusstsein erweitern. Das Pseudonym entstand als ich mit sechzehn eine Überdosis diverser Substanzen überlebte und beim Aufwachen Tim Burtons Verfilmung des Klassikers im Fernseher lief. An dem Tag entschied ich mich meine Schriftstellerei professionell zu betreiben. Ich hatte bereits mit vier Jahren angefangen Kurzgeschichten niederzuschreiben, aber erst diese Erfahrung gab mir die Motivation mein Potential auszuschöpfen und umfangreiche Werke für die Veröffentlichung zu schaffen.

Ray:
Wie ich bereits erfahren habe, bist du zwar in München geboren, aber an unterschiedlichen Orten (unter anderem in Krakau und auf dem Internat Schloss Neubeuern) aufgewachsen. Was ist Heimat für dich? Wo fühlst du dich zu Hause?

Nikodem:
Für mich ist meine Heimat Europa beziehungsweise die Europäische Union, und das nicht nur aufgrund der europäischen Kultur, die ich sehr schätze. Ich reise sehr viel – vorgestern erst war ich in Dublin für ein Event, gestern und heute bin ich in München, um meine Sachen zu wechseln und mich mit paar Kollegen zu treffen, und morgen werde ich in Den Haag sein – und fühle mich in Europa entsprechend mittlerweile eigentlich überall zuhause.

Der Ursprung seines Schaffens, der Autor an seinem Arbeitsplatz

Ray:
Neben deinen Romanen, hast du auch diverse Kurzgeschichten, Novellen und sogar Sachbücher veröffentlicht. Wo fängt ein neugieriger Leser am besten an? Welches deiner Werke sollte er zuerst gelesen haben und gibt es eins, auf das du besonders stolz bist?

Nikodem:
Das hängt ein bisschen vom Leser ab, da meine Bücher auch vom Genre her variieren, allerdings empfehle ich jenen, die sich mit meinem Werk vertraut machen wollen, immer zuerst meine Novelle „Das Erwachen des letzten Menschen“. Sie ist mit ihren 55 Seiten im Gegensatz zu meinen durchschnittlich 400 Seiten langen Romanen dann doch sehr schnell zu lesen und ist ziemlich unexperimentell. Sie behandelt für mich typische Themen wie die Frage nach dem Lebenssinn, Transhumanismus und technologische und psychologische Entwicklung mit ein paar Funken meines absurdistischen Humors, ohne dabei aber so abgedreht und verstörend zu sein wie zum Beispiel meine sehr unkonventionellen Romane „Crackrauchende Hühner“ und „Der Apfelsmoothie der Erkenntnis“. Auf CrH bin ich aber besonders Stolz. Das Buch schrieb ich mit 17 innerhalb von drei sehr intensiven Wochen, und auch wenn ich mittlerweile vieles Neueres und auch Besseres geschrieben habe, ist es nach wie vor das populärste und ich glaube auch authentischste meiner Bücher.

Ray:
Für mich sind Autoren Künstler und die meisten Künstler haben ihre Musen, wie sieht es bei dir aus? Wer oder was ist deine Muse?

Nikodem:
Das Leben.

Überschriften, die man nicht jeden Tag zu lesen bekommt

Auch Autoren müssen immer genug trinken, damit sie fleißig sein können


Ray:
Wie viel steckt von dir selbst in deinen Werken? Von deiner Persönlichkeit, deinen bisherigen Erfahrungen im Leben, deinen Träumen, Wünschen und Hoffnungen?

Nikodem:
Kein Autor ist davor gefeit seine Persönlichkeit und seine Erfahrungen in seine Geschichten einzubringen, da sie ja letztendlich eine Expression seines bewussten und vor allem unbewussten Denkens sind. Entsprechend wird man in den meisten meiner Texte etwas von mir wiedererkennen. In manchen Geschichten wie „Das Erwachen des letzten Menschen“ oder meine Kurzgeschichten in „Wahnsinn“ muss man dafür sehr genau hinschauen – in meinem neusten, sehr metafiktionalen Roman „Der Apfelsmoothie der Erkenntnis“ spiele ich aber sogar selber als Antagonist des Protagonisten eine Rolle als Charakter, treibe als die Idee des Autors als Schöpfer der Geschichte auf eine absurde Spitze.

Ray:
Nachdem ich einige deiner bisherigen Interviews gelesen habe und dich so ein wenig kennenlernen konnte, scheinst du mir ein Mensch zu sein, der stets darauf erpicht ist, sich zu bessern und nach etwas Höherem zu streben. Per aspera ad astra (sinngemäß = durch Mühsal gelangt man zu den Sternen), also. Liege ich damit richtig und wenn dem so ist, sollten sich andere Menschen ein Beispiel an dir nehmen?

Nikodem:
Das ist eine sehr genaue Beobachtung. Ich bin definitiv ein ehrgeiziger und energetischer Mensch, der intensiv lebt und arbeitet, allerdings glaube ich nicht, dass ich als ein gutes Beispiel dienen kann. Ich habe das genetische Glück, jemand zu sein, der nur vier, fünf Stunden pro Nacht braucht, um ausgeschlafen zu sein und von Natur aus immer auf Achse ist. Psychiater haben das bei mir das als eine Form von ADHS diagnoziert; meine Freunde nennen mich einen Workaholiker, der wahrscheinlich im 27er-Club landet. Allerdings glaube ich, dass die Verwirklichung des eigenen Potentials und damit die Überwindung der eigenen Schwächen der beste Weg für jeden Menschen ist, um ein für ihn passendes, angstfreies und glückliches Leben zu führen. Meine nietzscheanische Lebenseinstellung der Selbstüberwindung, die ich auch in Essays und meinen Geschichten immer wieder exploriere, kann ich daher nur weiterempfehlen – meinen Lebensstil nicht.

Ray:
Ich muss ehrlich mit dir sein. Einen Tag vor dem Erhalt deiner E-Mail, habe ich mir auf einer Seite für Autoren und Rezensenten die Beschreibung von „Der Apfelsmoothie der Erkenntnis“ durchgelesen und war kurz davor dich anzuschreiben, war mir aber noch unschlüssig, wollte noch eine Nacht darüber schlafen. Jetzt sind wir hier. Zufall oder eine Laune des Schicksals?

Nikodem:
Der Psychologe Carl Jung, dessen Werk mich stark beeinflusst, würde das als Synchronizität bezeichnen, also einen bedeutungsvollen, akausalen Zufall, dass ich dich angeschrieben habe, nachdem du über mein Buch nachgedacht hast. Die Wissenschaft kann sich solche bedeutungsvollen Zufälle, die sich im Leben eines jeden Menschen mehr oder weniger häufig (bei mir in letzter Zeit ziemlich häufig) ereignen, noch immer nicht ganz erklären, auch nicht durch reine Statistik, weshalb ich auf eine Form von Schicksal tippen würde.

Ray:
Zu guter Letzt frage ich dich, wo du dich in 10 Jahren siehst.

Nikodem:
Wenn alles gut läuft, bin ich dann promovierter Neuropsychologe, ganz oben auf der Bestsellerliste und hoffentlich noch am leben.

Ray:
An dieser Stelle möchte ich mich nochmal dafür bedanken, dass du dir für uns die und unsere Fragen Zeit genommen hast und uns ein Rezensionsexemplar von Crackrauchende Hühner bereitgestellt hast. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg, sowohl für Leveret Pale als auch für Nikodem Skrobisz .

Das wars auch schon wieder! Zu seiner Homepage geht es hier entlang und auf Instagram könnt ihr ihm hier folgen. 

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