Seiten

Donnerstag, 2. Januar 2020

[Review] The Sinking City - Lauwarmer Badespaß mit Cthulhu und Co.

Entwickler: Frogware
Herausgeber: Frogware, Bigben Interactive
Genre: Action-Adventure, Survival Horror, Open-World-Spiel
Erhältlich: Nintendo eShop
Preis: 49,99€ (Download)
USK: 16
Erscheinungsdatum (Switch): 12. September 2019




Beschreibung:


„The Sinking City“ ist ein Adventure-Rätsel mit einer frei erkundbaren Welt, inspiriert von H.P. Lovecraft, dem Meister des Grauens. Die halbversunkene Stadt Oakmont wird von übernatürlichen Kräften geplagt. Als Privatdetektiv versuchst du zu entschleiern, was von der Stadt Besitz ergriffen und die Einwohner in den Wahnsinn getrieben hat. 

Beklemmende Atmosphäre, Geschichte inspiriert von H.P. Lovecraft.

Grafik:


Für die Zeit angemessene Grafik mit hohem Detailgrad. Dreck, Bartstoppeln und Müll im Wasser sind mit dem bloßen Auge erkennbar. Abzüge gibt es für kaum vorhandene Partikeleffekte, verschwindende Flüssigkeiten, sich häufig wiederholende Objekte (oftmals findet man die selben Kadaver in verschiedensten Teilen der Stadt wieder) und Brüche in der Grafik (nicht begehbare Türen sehen teilweise schlecht animiert aus und stechen aus der sonst gut aussehenden Umgebung hervor). Wirklich alles wurde mit variierenden braunen Tönen überlegt, um einen dreckigen Effekt zu erhalten, der sich auf die Atmosphäre auswirken soll. Sollte man im brackigen Wasser durch Müll und Schlamm waten, so läuft der Charakter einfach hindurch und verdrängt die Objekte nicht, was ziemlich schwach ist. 

Pluspunkt gibt es allerdings für die grafischen Effekte, wenn der geistige Zustand des Charakters sich verschlechtert. Von einer Verzerrung der Perspektive bis hin zu Halluzinationen ist alles geboten und erzeugt den gewünschten Horror.


Setting:


Es steckt auf jeden Fall Lovecraft in diesem Spiel. Ob nun riesige Monster mit Tentakeln und/oder Flügeln oder kleine Monster mit zu vielen Gliedmaßen. Der Altvater des kosmischen Horrors und uralter Götter hat definitiv seine Spuren hinterlassen. Auch die Innsmouther sehen so aus, wie sie in seinen Geschichten beschrieben sind. 

Die Geschichte nimmt mit steigender Spielzeit die wahnsinnigen und weltübergreifenden Ausmaße an, die man erwarten darf. Allerdings bleiben die Handlungen des Protagonisten nicht häufig in der Welt hängen, aber wie soll man auch etwas verändern, wenn jeder wahnsinnig schlecht drauf ist.

Gameplay:


Man ist Privatdetektiv, also privatdetektiviert man in der Gegend herum, um diverse Fälle zu lösen. Dabei werden verschiedene übernatürliche Fähigkeiten nebst der Kombination von Hinweisen im sogenannten Gedankenspiel genutzt, um einen Fall voranzutreiben. Der erste Fall gibt einem einen simplen, aber ausreichenden Eindruck von zukünftigen Fällen und wie diese zu handhaben sind. Man kann gar nichts falsch machen und auch wenn man mal nicht hundertprozentig aufgepasst haben sollte, fügen sich die Hinweise nach ausreichend Versuchen zu Schlussfolgerungen zusammen. 

Wenn man nicht gerade Fälle löst, geht man zu Fuß durch die Gegend oder fährt in einem Boot mit schwammiger Steuerung durch die Wasserstraßen. Man kann auch klettern, allerdings sind die meisten Klettereinlagen mit Sackgassen abgeschlossen, die weder Hinweise, Loot noch sonst was beinhalten. Die Welt ist tatsächlich offen, aber wirkt leer, unfertig und leblos. Es gibt zwar genug Orte zu erkunden, jedoch wird man für den eigenen Forschungsdrang nicht belohnt und verplempert meistens nur seine Zeit. 

Wenn man mal ein Haus betreten kann, begrüßt einen erstmal ein Ladebildschirm. Sobald man das Haus dann verlässt und wieder betritt, setzt sich das Haus zurück (!). In meinem Fall konnte ich durch ein wenig Geduld und Spucke volle Munition für meine Waffe(n), Heilmittel und Fallen anfertigen. Aber auch die Gegner respawnen, wechseln sich allerdings untereinander ab. Die Bewohner der Welt leben nicht wirklich. Entweder kann man sie nicht ansprechen (reagieren aber auf Schüsse und rennen weg) oder sie sind ansprechbar, geben jedoch eine vertonte Zeile von sich. 

Hier auch gleich der nächste Schwachpunkt. Das Kampfsystem beruht zwar auf Echtzeithandlungen, ist aber unausgefeilt. Man kann Angriffen nicht wirklich ausweichen, außer zur Seite zu gehen, und die Hitboxen sind gerade bei kleineren Gegnern wutauslösend. Wenn man dann mal jemanden erledigt hat, löst sich dieser früher oder später in schwarzer Pampe auf.  

Wenn man an einer bestimmten Stelle speichert, um zum Beispiel vor einem Bosskampf nicht immer wieder zig Kilometer laufen zu müssen, wenn man versagt hat, und dann den Spielstand lädt, bringt dich das Spiel zu einem Schnellreisepunkt in der Nähe. 

Fazit:


Ich wollte mir zu Weihnachten etwas gönnen und Spaß haben, wurde allerdings bitter enttäuscht. Wie bereits erwähnt, steckt zwar genug Lovecraft in diesem Spiel, aber die Ausführung ist ungenügend. Ich hätte noch ewig über etliche Mängel berichten können, wollte mich aber auf die eigentlichen Schwachpunkte fokussieren. Ich hatte mir das Spiel in der Deluxe Edition mit dem vorhandenen DLC für ca. 30 € geholt und bin froh, nicht den vollen Preis gezahlt zu haben. Nebenbei bemerkt, sind Nintendos Rückerstattungsrichtlinien knallhart und geben dem Käufer keinen Raum für Fehlkäufe, sodass ich diese 30 € in den Sand gesetzt habe. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen