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Mittwoch, 20. November 2019

[Gastbeitrag] Gedanken zur Bezahldiskussion

Geschrieben von: Dominik A. Meier

Ich möchte mich heute in eine Diskussion einmischen, die seit einigen Wochen ‚tobt‘. Und zwar zu der Frage, ob Blogger für ihre Arbeit bezahlt werden sollen/können/müssen/dürfen. 

Das wird keine nüchterne Analyse, sondern meine ganz persönliche Meinung dazu. Ihr dürft gerne mit mir diskutieren, wenn ihr das anders seht. Erstmal muss (!) ich betonen, wie wichtig Blogger für Autoren sind. Ohne ihre Unterstützung könnten die allermeisten Autoren, insbesondere Selfpublisher, unter keinen Umständen arbeiten oder auch nur existieren. Blogger ermöglichen es uns, im Gespräch zu bleiben, geben Anlaufhilfe für unsere Bücher, helfen uns mit Gewinnspielen, Vorstellungen, etc. Für viele Autoren, auch mich, sind sie unglaublich wichtig. 

Jetzt zu der eigentlichen Frage: Bezahlung ja oder nein? 

Die Antwort darauf ist unglaublich schwierig und beide Seiten der Diskussion haben valide Argumente vorgebracht. Ich sehe die Sache jedoch wie folgt: Wenn Blogger bezahlt werden, verlieren sie ihre Objektivität, unabhängig davon, wie sie es ganz praktisch handhaben. Selbst wenn sie weiterhin unbeeinflusst ihre eigene Meinung schreiben, kann jeder ihre Integrität anzweifeln und damit letztlich auch dem Autor vorwerfen, gute Meinungen gekauft zu haben. Das ist auch der Grund, warum Amazon seinen Autoren vehement jede Form der Bezahlung verbietet. In Folge dessen müsste man meiner Meinung nach irgendwann auch mit einer Art Klassengesellschaft rechnen. Wird jemand bezahlt, ist es ganz selbstverständlich, wenn derjenige das Größtmögliche aus seiner Zeit rausholen will. Warum also einen Neuling unterstützen, der vielleicht 30 Euro abdrücken kann, wenn ein Großverlag mindestens eine Null dranhängen könnte? Versteht mich nicht falsch: Es ist ein Dilemma. 

Blogger investieren unglaublich viel Zeit ins Lesen und Rezensieren, in die Blogarbeit und alles andere. Oft genug geben sie selbst auch Geld aus, um ihre Leser zu unterhalten. Als Autor nimmt man das oft als selbstverständlich an, aber das ist es nicht. Ich für meinen Teil versuche, Bloggern durch meine Bücher eine Freude zu machen, unterstütze sie, wenn ich kann, und versuche auch sonst ein gutes Verhältnis zu wahren – auch wenn das den Aufwand natürlich kaum ausgleichen kann. 

Trotzdem bleibe ich dabei: Sollte sich die Bezahlung für eine Rezension etablieren, wird das unweigerlich immense Folgen für den Buchmarkt haben, wie wir ihn kennen. Und auch für die Blogger selbst. 

Mal von den ganzen steuerrechtlichen Aspekten und dem Auftragserfüllungscharakter abgesehen, denke ich, dass es letztlich den Bloggern selbst schadet. Angenommen, ich wäre ein super-duper-erfolgreicher Autor. Wenn ich schon Cash in die Hand nehme, warum sollte ich noch einen kleinen Blog unterstützen? Oder eine Bloggerin, die Kinder hat und vielleicht nicht so schnell zum Lesen kommt? Oder jemanden, der kritisch ist? Man wäre als Autor selber blöd, wenn man die ehrlichen und objektiven Blogger unterstützt anstatt denen, die eine Lobeshymne schreiben. Und das würde wiederum dazu führen, dass sich letztlich vermögende Autoren einfach die größten Blogger und Lobpreisungen auf den größten Stuss kaufen. 

So. Das ist mein Senf zu der Sache.

2 Kommentare:

  1. Schönen guten Morgen!

    Interessant, die Sicht auf die Sache auch mal aus den Augen eines Autors zu sehen. Ich hab den Beitrag heute gerne in meiner Stöberrunde verlinkt :)

    Liebste Grüße, Aleshanee

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  2. Ich denke nich, dass das passiert - im Beauty-Bereich klappt das auch super. Und auch dort hat sich gezeigt, dass man die Qualität eines Bloggers pauschal weder an seiner Erfahrenheit noch an seinem Veröffentlichungsrhythmus messen kann. Ganz im Gegenteil: Die Probleme, die du andeutest, haben wir auch ohne Geld.

    Ich stelle mir manchmal die Frage, warum Journalisten oder freie (Werbe-)Autoren für etwas bezahlt werden, was (gute!) Blogger auch hinbekommen. Und das kostenlos.

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