Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten | Einladung zum Klassentreffen (2016)
Autorin: Martin Schörle
Genre: (Zwei) Theaterstück(e)
Seiten: 117
Erhältlich: Amazon
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Klappentext:
Der kabaretteske Monolog »Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« beschert dem geneigten Leser Einblicke in das Leben des Vollblutverwaltungsgenies Hans Fredenbek, der sich in seinem ganz eigenen Gedankengewirr aus Aktenzeichen, Dienstverordnungen, statistischen Erhebungen zusehends verheddert. Es wird deutlich, dass er sich von dem Leben jenseits seines Büros nahezu völlig verabschiedet hat. Vor allem aber wird schonungslos aufgedeckt, dass es zwischen Slapstick und Tragik eine Nahtstelle gibt. Und dass diese Nahtstelle einen Namen hat. Und dass dieser Name Hans Fredenbek ist.
Mit einer Lesung aus seinem Stück war Schörle 2008 beim Autorenwettbewerb »Perlen vor die Säue« im Literaturhaus Hamburg erfolgreich (2. Platz von acht Finalteilnehmern aus insgesamt rund 100 eingereichten Beiträgen). Das Stück wurde außerdem im Rahmen der »Hamburger Theaternacht« als offizieller Beitrag des Hamburger Sprechwerks von »Caveman« Erik Schäffler auszugsweise gelesen.
»Einladung zum Klassentreffen« In ihrer Schulzeit hatten Marina und Carsten eine Liebesbeziehung. Nach 20 Jahren soll ein Klassentreffen stattfinden. So meldet sich Carsten, einer der Initiatoren, auch bei Marina, deren Leben nach Schicksalsschlägen zeitweilig aus den Fugen geraten war. Die gemeinsame innige Zeit ist für sie längst Vergangenheit, ein Früher. Aber an Carstens Gefühlen hat sich anscheinend nichts geändert. Sein Anruf weckt auch bei Marina Erinnerungen. Das unverfänglich begonnene Telefonat führt beide in ein Wechselbad der Gefühle ...
Inhaltlich eine Liebesgeschichte wagt das Stück den Spagat zwischen Komik & Tragik, Lachen & Weinen. »Einladung zum Klassentreffen« wurde vom Publikum beim Wettbewerb »Stücke Schießen - Neue Dramatik. Neue Autoren. Neue Theatertexte« der Theaterliga zum Gewinnertext gekürt und erreichte bei der Spielplanwahl 2012/2013 des Thalia Theaters Hamburg den 8. Platz.
Ich möchte in dieser Rezension gar nicht so sehr auf den Inhalt der beiden Theaterstücke eingehen, damit ich euch die jungfräuliche Freude beim Lesen dieses Werkes nicht nehme.
Also, fangen wir mal an:
Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten
Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten
Ein Monolog, ein Mann. Doch er ist nicht nur ein einfacher Mann, er ist Beamter und das bekommt man immer wieder vorgehalten. Ich weiß nicht, wie ihr euch Beamte vorstellt, doch wahrscheinlich steckt in eurer Vorstellung immer ein wenig Hans Fredenbek.
Wir folgen seinen Gedankengängen, die hier und da mal ins Leere führen, aber den Leser zum Lachen bringen. Manchmal führen sie uns auch zu einer heiklen Situation aus seinem Leben, bei der man sich fragt, ob das wirklich so passiert sei. Manchmal zitiert er, selbstverständlich passend zum gegenwärtigen Gedanken, einen Paragraphen und analysiert diesen - ohne dabei langweilig zu werden, ohne meine quälenden Erinnerungen an den Politikunterricht am Gymnasium zu wecken.
Wollt ihr wissen, warum Herr Fredenbek seine Gedanken mit uns teilt? Wegen einem Radiergummi. Einem (stark betont) stinknormalen Radiergummi. Mehr will ich dazu nicht schreiben.
Obwohl sich der Monolog über 50 Seiten zieht, war mir kein bisschen langweilig. Im Gegenteil, ich habe herzlich gelacht. Das Ende habe ich nicht so kommen sehen und bot ordentlich Futter für meine eigenen Gedanken.
Top.
Einladung zum Klassentreffen
Carsten und Marina sitzen auf einem Baum. Verzeiht mir, Marina sitzt in einem Zug auf dem Weg nach Hause, eine alte Frau leistet ihr - paar Plätze weiter - Gesellschaft, und Carsten am anderen Ende der Leitung.
Schnell wechselt man von den alten Zeiten und den merkwürdigen Klassenkameraden zu einem intimeren Thema: den aktuellen Beziehungen der beiden sowie ihrer gemeinsamen Beziehung, die vor gut 20 Jahren ein abruptes Ende fand.
Beide können sich hervorragend an das Geschehene erinnern und haben ihre eigenen Päckchen zu tragen. Marinas Gefühlswelt wird durch kurze Rückblicke auf Sitzungen bei einem Therapeuten verdeutlicht, dies allerdings nur für den Leser. Carsten hingegen benimmt sich manchmal wie die Axt im Walde, zeigt dafür allerdings an anderer Stelle, wie einfühlsam er doch eigentlich sein kann.
Dieses Theaterstück hat zwar auch seine humorvollen Spitzen und diese sind definitiv anders als bei Herrn Fredenbek, jedoch wird man hier immer wieder zum Nachdenken angeregt. Man denkt über die beiden nach, empfindet Trauer und irgendwo auch Mitleid. Man denkt auch über eigene Beziehungen nach (den Auszug aus meinem Leben erspare ich euch gütigerweise).
Ich spoiler euch selbstverständlich nicht das Ende. Ehrensache.
Zwar weisen beide Werke dezente Parallelen auf, doch wirkt es beinahe so, als stammen sie aus unterschiedlichen Federn. Was auf gar keinen Fall eine schlechte Sache ist, sondern an und für sich auch für den ... Autor ... spricht.
Fazit:
Auch wenn dieses Büchlein nur 116 Seiten umfasst, ist es jedoch seinen Preis wert. Eine Mischung verschiedenster Gefühle werden im Leser geweckt, die Lachmuskeln trainiert und vielleicht sogar Gedanken über das eigene Leben in Fahrt gebracht. Zugreifen, zurücklehnen, genießen. In Punkten würde ich diesen beiden Theaterstücken eine 10 / 10 geben.
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